Parodontitis ist eine der häufigsten chronischen Erkrankungen der Mundhöhle. Etwa jeder Zweite Bundesbürger ist erkrankt, oder wird an einer Parodontitis erkranken. Aufgrund dieser Tatsachen hat die Therapie dieser Krankheit in unserer Praxis eine hohe Priorität. 

Diagnostik 

Bei jeder Routineuntersuchung wird ein Screenings – Index erhoben (PSI). Ergeben sich Verdachtsmomente auf eine Erkrankung erfolgen weitere klinische und radiologische Untersuchungen. 

Therapie 

Die Therapie der Erkrankung beginnt mit mehreren Vorbehandlungen (GBT). Anschließend erfolgt das Deep Scaling und Rootplaning in einer Behandlungssitzung in Form einer geschlossenen Kürettage. Der Erfolg der Therapie wird anhand einer Reevaluation festgestellt und es erfolgt ggf. eine operative Anschlusstherapie. Zwingend notwendig ist die unterstützende Parodontaltherapie (UPT) nach Beendigung der systematischen Parodontalbehandlung. 

Die Parodontitis, im Volksmund auch fälschlicherweise oft als „Parodontose“ oder „Paradontose“ bezeichnet, ist eine durch Bakterien ausgelöste Entzündung, die zu einer weitgehend irreversiblen Zerstörung des Zahnhalteapparates (Parodontium) führt. In Europa leiden 20 Prozent der Bevölkerung der über 35 Jährigen an einer Parodontitis.Gesundes Zahnfleisch ist fest, rosa und weist einen harmonischen, girlandenförmigen Verlauf auf. Erkranktes Zahnfleisch ist dunkelrot, gelockert, blutet leicht und ist häufig mit Mundgeruch verbunden. Abbauprodukte des bakteriellen Stoffwechsels verursachen den Geruch. Schwellung, Rötung und Bluten des Zahnfleisches sind erste Anzeichen für eine Zahnfleischentzündung. Mehr als 80% der erwachsenen Bevölkerung zeigen Zeichen einer Zahnfleischentzündung. Oberflächliche Entzündungen, sog. Gingivitis, sind harmlos und heilen nach entsprechenden Pflegemaßnahmen schnell aus. Wird hingegen der Zahnhalteapparat geschädigt und kommt es zur Bildung von Taschen und Knochendefekten, so sprechen wir von einer Parodontitis. Die Parodontitis führt unbehandelt zu Zahnlockerung oder gar Zahnverlust. Nach dem 40. Lebensjahr gehen durch diese Erkrankung mehr Zähne verloren als durch Karies.

Innerhalb der Mundhöhle konnten bisher mehr als 700 verschiedene Bakterienarten identifiziert werden. Die meisten von ihnen gehören zu den normalen Bewohnern der Mundhöhle und sind demzufolge harmlos. Schädigend können sie aber dann werden, wenn sie sich in Form eines Biofilms organisieren. Innerhalb dieses Biofilms sind die Bakterien dreidimensional und netzartig verklebt. Leimähnlich haften sie sich untereinander und an der Zahnoberfläche fest. Aus diesem Grund ist ein Abspülen durch Wasser, Mundduschen oder ähnliche Spülsubstanzen unmöglich. Lediglich eine mechanische Reinigung mit der Zahnbürste, der Zwischenraumbürste und Zahnseide kann den Belag entfernen. Der Biofilm bildet einen undurchlässigen Belag, wodurch sich die Bakterien der körpereigenen Abwehr, und auch dem Versuch sie mit Medikamenten (Antibiotika) zu behandeln entziehen. Die Plaquebildung erfolgt innerhalb weniger Tage. Einzelne Bakterien besiedeln die Plaque und vermehren sich unkontrolliert. Nach einer Woche sprechen wir von einer maturierten/ausgereiften Plaque. Bereits jetzt ist eine toxische Wirkung erkennbar. Zahlreiche Faktoren wie geringer Speichelfluss, überstehende Füllungs- und Kronenränder, falsche Ernährung oder Engstände der Zähne können die Plaquebildung begünstigen.Durch eine frühzeitige Behandlung können diese Schäden vermieden werden. Bei den Routine-/Erst-untersuchungen wird eine eventuelle Behandlungsbedürftigkeit festgelegt. Zahnbetterkrankungen lassen sich häufig durch schonende Behandlung mit Salz/Wasser/Luft-Strahlgeräten (Air-Flow® – Methode), Laser (Photodynamische Therapie), Schallskalern und Handinstrumenten stoppen und heilen. Dabei werden weiche und harte Zahnauflagerungen aus den Taschen entfernt (Wurzelglättung). Bei einer seltenen, therapieresistenten Parodontalerkrankung wird eine Markerkeimbestimmung mittels DNS-Test vorgenommen. Damit ist es uns möglich die Behandlung zu individualisieren, und einen gezielten Einsatz von Antibiotika gegen die festgestellten Keime vorzunehmen. Sollte diese Initialtherapie nicht zum Behandlungserfolg führen, werden die Wurzeloberfläche mit Hilfe mikro-chirurgische Eingriffe gesäubert. Nach dem Ausheilen der Entzündung besteht auch die Möglichkeit Knochen und Weichgewebe wieder aufzubauen. Auch ist es uns möglich kosmetische Zahnfleischoperationen bei zurückgegangenem Zahnfleisch mit vorhersagbarem Ergebnis durchzuführen. Dadurch können auch freiliegende Zahnhälse wieder abgedeckt und geschützt werden.

 

Muss mein Zahnstein wirklich entfernt werden?
Ein reichhaltiges Angebot an Mineralien im Speichel besonders an den Ausführungsgängen der großen Speicheldrüsen führt zur Mineralisation der weichen Beläge. Es bildet sich Zahnstein, der sich oberhalb oder unter dem Zahnfleisch ablagern kann. Nun ist Zahnstein an sich nicht das Problem, sondern die Oberfläche der Ablagerung. Diese ist rau und gleicht der des Lava-Gesteins und bildet somit die beste Voraussetzung zur Anhaftung von lebender Plaque.

Welche frühen Warnhinweise gibt es?
Erste Anzeichen der Erkrankung sind Blutung und Schwellung des Zahnfleisches. Dies beginnt zunächst an den Papillen zwischen den Zähnen, und weitet sich dann auf alle anderen Bereiche aus. Schon eine Berührung mit der Zahnbürste oder das Fädeln mit Zahnseide verursacht eine Blutung. Damit bildet die Blutung ein erstes ernstzunehmendes Zeichen und ist nicht normal.

Gibt es Erkrankungen, bei denen die Zahnfleischentzündung als Begleiterscheinung auftritt?
Da die Abwehrmechanismen des Körpers individuell und genetisch bedingt unterschiedlich ausgeprägt sind, verläuft die Erkrankung stets unterschiedlich. Daneben haben zahlreiche Allgemeinerkrankungen einen Einfluss auf den Verlauf. Auch eine Schwangerschaft kann durch den Einfluss der Sexualhormone eine Veränderung der Abwehrlage bewirken. So schwillt das Zahnfleisch häufig an und blutet stark auf Berührung. Eine besonders intensive Mundhygiene unter Einbeziehung aller Zwischenräume ist in dieser Phase besonders wichtig. Zahlreiche Medikamente üben ebenfalls einen Einfluss auf das Zahnfleisch aus. Hierzu zählen zu den bekanntesten die Hydantoin – Derivate (Anfallsleiden), Cyclosporin A (Transplantationspatienten), Nifedipine (Bluthochdruckmedikamente) die zu einer Verdickung der Gingiva und damit zu Pseudotaschen führen.

Was kann ich selber tun?
Die eingangs genannten Zeichen der Schwellung, Rötung und Blutung sind sichere Zeichen einer Erkrankung und nicht normal. Die häufig beobachtete Reaktion der Betroffenen das Zahnfleisch zu schonen ist gerade krankheitsbegünstigend. Eine regelmäßige Mundhygiene mit der Reinigung der Zahnoberflächen durch die Zahnbürste und der Reinigung der Zwischenräume mit Interdentalbürsten oder Zahnseide möglichst zwei bis drei Mal täglich sollte das Zahnfleischbluten innerhalb weniger Tage abklingen lassen. Unterstützend kann eine Spülung mit Listerine® erfolgen. Sollte keine Linderung eintreten ist eine Zuhilfenahme professioneller Betreuung durch den Zahnarzt zu empfehlen.